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 Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland

Malteser

magazin

• 2/17

III

„Ein schwieriges Thema ins Gespräch bringen“

(rr) Carolin Dümmer, 24, Studentin der Politikwissenschaften aus Trier, ist seit 2012

aktiv beim Malteser Hilfsdienst. Während ihres Freiwilligen Sozialen Jahres ließ

sie sich zur Erste-Hilfe-Dozentin ausbilden, außerdem ist sie Jugendgruppenleite-

rin und seit 2016 Multiplikatorin für den Bereich Prävention in der Region Trier.

Warum haben Sie sich zur Multiplikato-

rin ausbilden lassen?

Ich wurde von meiner Dienststelle ange-

sprochen, die Multiplikatorenschulung

zu besuchen. Zunächst war ich skeptisch,

ob ich einen ganzen Tag lang eine Schu-

lung zu diesem Thema halten wollte. Ich

kannte das Modul sexualisierte Gewalt

von der Gruppenleiterschulung. Da ich in

der Jugendarbeit aktiv bin, auch in einem

Musikverein und an der Universität, ist

mir klar, wie wichtig das Thema ist und

dass darüber gesprochen werden muss.

Wie viele Kurse haben Sie bisher gehal-

ten?

Seit dem Frühjahr 2016 habe ich etwa je-

den Monat eine Schulung gehalten, im-

mer samstags.

Wie ist die Reaktion der Teilnehmer in

den Kursen?

Viele Teilnehmer sind am Anfang dem

Konzept des Kurses gegenüber sehr skep-

tisch, da dieser nicht freiwillig ist und be-

sucht werden muss, wenn man in gewis-

sen Bereichen bei den Maltesern tätig sein

will. Positiv ist mir aufgefallen, dass alle

versuchen, sich auf das Thema einzulas-

sen, und nachvollziehen können, warum

die Malteser so viel Wert auf diese Fortbil-

dung legen. Negative Reaktionen im Kurs

hatte ich noch nicht.

Ihr Fazit?

Das Thema ist schwierig, unangenehm

und stark emotional, deswegen ist es

durchaus verständlich, dass viele Teilneh-

mer der Schulung eher mit Zurückhal-

tung gegenüberstehen. Ein Thema wird

aber nicht weniger emotional, wenn man

nicht darüber spricht. Ich wünsche mir,

dass das Thema nicht mehr tabuisiert

wird.

„In der Schulung die Sinne geschärft“

(rr) Cornelia Lorenz, 54, ist verheiratet, medizinische Fachangestellte, hat 2015 die

Ausbildung zur ehrenamtlichen Hospizhelferin absolviert und ist in diesem Be-

reich seit November 2015 tätig.

Hatten Sie schon vor der Schulung Er-

fahrungen oder Kontakt mit dem Thema

sexualisierte Gewalt?

Nein, hatte ich noch nicht. Da für mich

der Zusammenhang von sexualisierter

Gewalt und Hospizdienst fremd war,

wollte ich Informationen über dieses The-

ma sammeln. Die Inhalte der Schulung

waren teilweise „schwere Kost“, die ich

erst einmal verdauen musste. Die Themen

wurden anhand von Beispielen von den

Kursleitern gut vermittelt und die Schu-

lung war sehr kurzweilig. Es kamen gute

und beeindruckende Gespräche in der

Gruppe zustande.

Hat sich in Ihrer ehrenamtlichen Tätig-

keit für die Malteser nach der Schulung

etwas geändert?

Ja, meine Sinne wurden bezüglich mögli-

cher sexueller Gewalt geschärft. Ich wer-

de mich für den oder die Betroffenen ein-

setzen, falls ich in eine Situation komme,

in der ich Grenzverletzungen, Übergriffe

oder gar Straftaten wahrnehme oder be-

obachte. Was ich mir vorher nicht vorstel-

len konnte, war die Feststellung, dass es

selbst bei der Hospiz-Begleitung keine

Altersgrenze gibt, sowohl bei den Betrof-

fenen als auch bei den „Tätern“.

Halten Sie das Thema für gesellschafts-

politisch wichtig?

Ja, sehr sogar. Da sexualisierte Gewalt in

der heutigen Zeit sehr oft Thema ist und

viele Betroffene Unterstützung bekom-

men können, wenn das Umfeld sensibili-

siert ist. Manche Menschen aus dem na-

hen Umfeld nehmen diese Gewalt zwar

wahr, schauen aber einfach weg, was ich

sehr traurig finde. Meiner Meinung nach

sollen die Schulungen auch weiterhin

regelmäßig angeboten werden, um ganz

viele Menschen damit zu erreichen.

Ihr persönliches Fazit zu dieser Schu-

lung?

Meine Erkenntnis daraus ist, dass ich

nicht wegschaue, sondern versuchen wer-

de, grenzverletzendes Verhalten – falls er-

folgt oder vermutet – zu stoppen, indem

ich umgehend die entsprechende Person

wegen ihres Verhaltens anspreche. Sollte

es kein Versehen gewesen sein und sich

wiederholen oder auch Übergriffe erfol-

gen, weiß ich, dass ich mich mit der Prä-

ventionsbeauftragten oder dem Team des

Hospizdienstes DA SEIN in Verbindung

setzen kann, damit erforderliche Schritte

eingeleitet werden.

Carolin Dümmer

Cornelia Lorenz

Foto: Rente Reus

Foto: Nicole Dietzel