Malteser Magazin 02/2019

Malteser magazin • 2/19 AUS DER MALTESER WELT 14 Es gibt Themen, die Bundestagsabgeordnete gerne haben – das „Ehrenamt“ gehört wohl dazu. Denn zum „Parlamen- tarischen Frühstück“, das die Malteser mehrmals im Jahr in Berlin anbieten, kamen Anfang Mai fast 40 Volksvertreter – eine überdurchschnittlich hohe Anzahl für eine Informa- tionsveranstaltung morgens um 7.30 Uhr in der Hauptstadt. Hilfsdienst-Präsident Georg Khevenhüller, Vorstandsvor- sitzender Dr. Elmar Pankau, die ehrenamtliche Demenzbe- gleiterin Dr. Anne Haspel sowie der Universitäts-Professor Sebastian Braun beschrieben den Abgeordneten Erfahrun- gen und Ansätze, die das Ehrenamt attraktiv machen. Und natürlich durften auch einige Forderungen nicht fehlen. Die Malteser skizzierten den Vertretern aus mehreren Frak- tionen die Möglichkeiten, das bewährte und das „neue“ Ehrenamt zu verbinden. Georg Khevenhüller: „Wir freuen uns über alle ehrenamtlich Helfenden, die sich spontan, beispielsweise von der Not einer Flut an Elbe oder Donau, anstecken lassen und bereit sind, Sandsäcke zu befüllen. Am effektivsten können wir jedoch Hilfe leisten, wenn wir Menschen begeistern, die bereit sind, Zeit in ihre Ausbil- dung und in ein dauerhaftes Engagement zu investieren.“ Ehrenamtliches Engagement wird nach dem Verständnis der Malteser freiwillig und unentgeltlich erbracht. Indi- viduelle finanzielle Anreize für Ehrenamtliche seien eher nebensächlich. Khevenhüller: „Viel wichtiger sind eine sinnstiftende Tätigkeit, Entfaltungs- und Selbstverwirk- lichungsmöglichkeiten sowie der immaterielle Nutzen.“ Wirkungsvoll sei es, die Freiwilligen von Bürokratie und organisatorischen Aufgaben zu entlasten, damit sie sich auf ihre Hilfe für bedürftige Menschen konzentrieren könnten. Gutes Beispiel Hospizarbeit: Die seit 17 Jahren verbesserte Gesetzeslage für die ambulante Hospizarbeit hat mit dazu beigetragen, die Zahl der Ehrenamtlichen zu steigern. Heu- te sind in der Malteser Hospizarbeit fast 4.000 Ehrenamt- liche engagiert, die im vergangenen Jahr 23.000 Schwerst- kranke, Sterbende und Angehörige begleitet haben. Der Erfolg gründet sich laut Khevenhüller auch darauf, „dass die Förderzuschüsse an bestimmte, einfach nachvollzieh- bare Kriterien gebunden sind.“ Der Präsident forderte, der Gesetzgeber müsse die hauptamtliche Koor- dination von ehrenamtlichen Diensten finanziell sicherstellen. Dadurch werde ehrenamtliche Arbeit auf den Kern – die unmittelbare Hilfe für bedürftige Menschen – konzentriert und damit attraktiver. Wie sich die hauptamtliche Koordinierung positiv auf die ambulante Demenzarbeit auswirkt, beschrieb die ehrenamtliche Demenzbegleiterin Dr. Anne Haspel aus Berlin eindrücklich. Sie sei zwar zufällig zu den Maltesern gekommen, der Grund aber, dauerhaft engagiert zu sein, liege in der gu- ten fachlichen Qualifizierung und Begleitung, die sie durch die haupt- amtliche Koordinatorin erfahre. Durch hauptamtliche Koordination wird ehrenamtliche Tätigkeit auf die unmittelbare Hilfe für bedürftige Menschen konzentriert Als weiteres gutes Beispiel für die hauptamtliche Koordination der eh- renamtlichen Arbeit nannte Georg Khevenhüller das vom Bundesin- nenministerium geförderte Projekt „Zusammenhalt durch Teilhabe“. An ihm nehmen die Malteser in Niedersachen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz teil. Mit dem Programm wird die hauptamtliche Stel- le der Referentin oder des Referenten „Verbandsentwicklung und Eh- renamt“ finanziert, um die ehrenamtlichen Führungskräfte zu stärken und die Ehrenamtlichen, die sich in den unterschiedlichen Diensten engagieren, mehr einzubinden.Deutlich machten die Malteser schließ- lich, dass eine gesetzliche Definition des Begriffs Ehrenamt notwendig ist. Denn immer wieder fehle es an einer klaren Abgrenzung zwischen einer ehrenamtlichen Tätigkeit, einer nebenberuflichen und einer nicht- selbstständigen Tätigkeit, so die Malteser Vertreter. Für die Abgeordneten war die eineinhalbstündige Veranstaltung offen- sichtlich ein lohnendes Treffen. Manche fragten in Einzelgesprächen noch mal gezielt nach, und SPD-Politikerin Aydan Özoguz schrieb auf Facebook: „Gute Gespräche rund um die heutige Bedeutung des Ehren- samtes beim Parlamentarischen Frühstück der Malteser.“ Klaus Walraf Interesse an der Erfahrung der Malteser als große Ehrenamts- organisation zeigten zahlreiche Abgeordnete bei einem „Parlamentarischen Frühstück“ in Berlin. Foto: Wolf Lux „Ehrenamt“ lockt Abgeordnete früh aus dem Bett

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