Malteser Magazin 02/2019

Malteser magazin • 2/19 27 IM EINSATZ „Malteserkollegen habe ich in vielen verschiedenen Fachbereichen und auch an verschie- denen Standorten kennenglernt. Das war sehr spannend“, berichtet Henriette Hirnstein (l.) aus Litauen. 19 Stunden auf der Fähre, 900 Kilometer gen Osten, eine unbekannte Gastfamilie und viele neue Aufgaben in fremder Umgebung. Für die Kieler Stadtbeauftragte und stellvertretende Leiterin Sanitätsdienst, Henriette Hirnstein, war ihr Aufenthalt in Litauen ein weiter Blick über den Malteser Tellerrand. Die 26-Jährige hat Ende Februar am Malteser Programm „Skilled Volun- teers“ (qualifizierte Freiwillige) teilgenommen. Es vermittelt deutsche Malteser in Partner-Länder, um dort Erfahrungen sammeln und Men- schen in Not helfen zu können. Henriette Hirnstein ist hauptberuflich Physiotherapeutin und hatte sich entschieden, in Litauen für vier Wo- chen die örtlichen Malteser bei der häuslichen Pflege zu unterstützen. Erkennungszeichen Malteserschal Gegen Mitternacht angekommen in Vilnius, war der Malteserschal das Erkennungszeichen. „Ich wurde sehr herzlich empfangen und habe mich sofort wohl gefühlt. Das Schönste war: Meine Gastfamilie war genauso aufgeregt wie ich, was für ein Glück! Alles war für mich vor- bereitet, bis ins kleinste Detail. Das hat mich schon berührt. Es gab so spät nachts sogar noch etwas Warmes zu essen für mich, optional so- gar vegetarisch, denn wir hatten vorher nicht darüber gesprochen, ob ich Fleisch esse. Glücklicherweise hat sich auch der Familienhund dazu entschieden, mich zu mögen. Das hätte sonst ein langer Monat werden können,“ sagt Henriette Hirnstein mit einem Augenzwinkern nach ih- rer Rückkehr in Kiel. Gut investierte Zeit Ihre vier Wochen Zeit hat sie vor allem in die Arbeit mit den Patienten investiert, sie zu Hause besucht, gezielte Physiotherapie-Maßnahmen angewendet und einfache Übungen erklärt, die zukünftig eigenstän- dig durchgeführt werden können. Besonders begeistert berichtet sie über zwei Tage, an denen sie in einem Pflegeheim tätig war, das von den Maltesern unterstützt wird: „Hier habe ich großartige Kollegen und Patienten kennengelernt. Eine Patientin erzählte auf Litauisch, dass ihr Mann mal in Deutsch- land war, sie allerdings kein Wort sprechen könne. Als wir dann mit ihr über den Flur gelaufen sind, fing sie plötzlich an ‚Schornsteinfeger ging spazieren‘ zu singen.“ Vertrauensvorschuss Berührt und beeindruckt hat Henriette Hirnstein auch, wie viel Vertrauen Patienten und litauische Malteser ihr für ihre Arbeit entgegengebracht haben: „Das war eine sehr schöne Erfahrung, diemir gezeigt hat, wiewichtig es ist, wertschätzend miteinander umzugehen.“Besonders im Gedächtnis bleiben werde ihr der zehnjährige Jun- ge Kipras mit einer Cerebralparese (Bewegungsstörung aufgrund einer Hirnschädigung). Ihn und seine Mutter habe sie häufig zu Hause besucht, um den Jungen zu be- handeln. Für die Alltags-Tricks und die einfachen Übun- gen, die sie der Mutter vermitteln konnte, habe sie viel Dankbarkeit zurückbekommen. „Obwohl Kipras nicht sprechen kann und keiner weiß, wie viel er versteht, war er bei unserem letzten Treffen sehr traurig und wollte mich nicht aus der Tür lassen. Ich war es auch, und ich bin mir sicher, dass mich diese Begegnung nachhaltig prägen wird.“ Malteser ist man nie allein „Die Litauer sind ein echtes Team. Nicht nur bei den Mal- tesern, sondern überall. Jeder hilft jedem, egal, worum es geht. Das macht richtig Spaß! Und die Malteser sind vol- ler Herzblut für das, was sie tun, und haben sich so gut wie nie über ihre Arbeit beschwert. Es geht immer darum, was man weiterentwickeln kann, wie das nächste Projekt umgesetzt werden kann und wie man noch mehr Men- schen mit der Hilfe erreichen kann.“ Sabine Wigbers Skilled Volunteers Der Blick über den Malteser Tellerrand Interesse geweckt? Weitere Informationen zum Programm „Skilled Volunteers“ bei Pia Schievink, Referentin Internationale Ehrenamtskooperation, pia.schievink@malteser.org , Telefon 0221/9822-2102 Foto: Malteser Litauen

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