Malteser Magazin 01/2023 Nordrhein-Westfalen

VI Malteser Magazin 1/23 Sind Sie beide Chefinnen oder wer ist wem vorgesetzt? Ann-Christina Weltz: Wir bilden eine gleichwertige, gleichberechtigte Doppelspitze. Anna Fortmann: Aber wir haben unterschiedliche Aufgabenbereiche. Ich mache mehr die Bestellungen, Rechnungen, Koordination zwischen Hausmeister und Küche. Die Logistik und das Kaufmännische sind mein Gebiet. Und was ist dann Ihre Aufgabe, Frau Weltz? Weltz: Wie es meinem Profil entspricht, ist die Sanitätsstation vor Ort unter meiner Obhut. Und die Personaleinsatzplanung von den aktuell 44 Malteser Mitarbeitenden hier vor Ort. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich als Leiterin einer Notunterkunft zu bewerben? Fortmann: Ich war gerade mit meinem Masterstudium Soziale Arbeit fertig und habe einen neuen Job gesucht. Die Aufgabe hat mich interessiert, weil ich zuvor schon ein Jahr lang hier in Paderborn in der Obdachlosenhilfe gearbeitet habe. In der Flüchtlingshilfe sind die Arbeitstage sehr abwechslungsreich und eine Führungsposition hatte ich vorher auch noch nicht. Auf diese Herausforderung habe ich mich gefreut. Deshalb habe ich gedacht: Okay, komm, das probieren wir mal! Doppelspitze in der Notunterkunft Büren Büren. Seit einem halben Jahr wird die Malteser Notunterkunft für Geflüchtete von zwei jungen Frauen geführt. Sozialarbeiterin Anna Fortmann (28, Master in Soziale Arbeit) und Notfallsanitäterin Ann-Christina Weltz (33, Bachelor in Sanitäts- und Rettungsmedizin) bilden eine Doppelspitze. Im Interview mit dem Malteser Magazin berichten sie, wie sie zu der Aufgabe gekommen sind und wie die Doppelspitze funktioniert. 1 Anna Fortmann und Ann-Christina Weltz 2 Ann-Christina Weltz mit ihrem Kollegen Ilias Agelidakis im Sanitätsbereich 3 Anna Fortmann bei einer Beratung mit den Mitarbeitern Mehmet Sözen (l.) und Ghifar Kassab (r.) 4 Teambesprechung in der Notunterkunft Büren mit Ann-Christina Weltz (l.) und Anna Fortmann (2. v. r.) Wie lange sind Sie dabei? Fortmann: Erst seit Mitte Oktober 2022. Weltz: Ich habe eine Woche später angefangen, also fast zeitgleich. Bei mir hat es auch gut gepasst. Ich komme aus dem Rettungsdienst, war zuletzt an einer Rettungsdienstschule als Klassenlehrerin tätig. Im August 2022 hatte meine Klasse ihre Abschlussprüfungen für die Notfallsanitäterausbildung. Das hat zeitlich gut gepasst. Die neue Herausforderung, unterschiedliche Aufgaben wahrzunehmen, hat mich gereizt, um mein Profil zu erweitern und mich weiter zu entwi- ckeln. Wie funktioniert die Doppelspitze? Fortmann: Wir leben in einer Ellbogengesellschaft. Jeder will sich selbst verwirklichen. Es ist unüblich geworden, sich die Erfolge zu teilen. Insofern ist es außergewöhnlich. Wir kannten uns vorher nicht, hatten nie miteinander gesprochen. Trotzdem haben wir beide unterschrieben: Ja, wir machen das zusammen. Das war ein sehr interessanter Start. Natürlich hatten wir vorher auch Bauchschmerzen, haben uns gefragt: Klappt das? Wie ist die andere Person vom Charakter her? Komme ich mit ihr klar? Üblich ist sonst, dass man sich gegenseitig den Erfolg nicht gönnt. Das ist bei uns aber gar kein Problem. 1

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