Malteser Magazin 01/2021 Nordrhein-Westfalen

X Malteser Magazin 1/21 Aachen „Du kannst für andere da sein“ Interview Katastrophenschützer und Auslandshelfer Hans-Leo Henn blickt zurück auf 45 Malteser Dienstjahre. Hans-Leo Henn, 1956 in Aachen geboren, geht mit 16 zu den Maltesern und verpflichtet sich für zehn Jahre beim Katast- rophenschutz. Sein Vater Franz Henn ist damals Diözesan- leiter. 1975 wird er hauptamtlicher Mitarbeiter im Kranken- transport und im Rettungsdienst, der sich im Aufbau befin- det. Mehrere Jahre fliegt er als Sanitäter auch bei Christoph 21, dem ersten Rettungshubschrauber der Region, mit. Vor dem Hintergrund der Erlebnisse und Erfahrungen im Ret- tungsdienst und nach einem neunmonatigen Einsatz in thai- ländischen Flüchtlingslagern entscheidet sich Henn 1981, in die Verwaltung zu wechseln, zunächst als Sachbearbeiter im Katastrophenschutz, ab 1986 als Diözesanreferent. Hier ist er auch zuständig für die Stadt Aachen und als Bezirksbeauf- tragter des MHD im Krisenstab der Bezirksregierung Köln. In den Folgejahren führt ihn die Mitwirkung im Auslands- dienst der Diözese Aachen zu zahlreichen Einsätzen in Kri- sengebiete. 2012 wird ihm zusätzlich das Auszeichnungswe- sen der Malteser Zentralebene anvertraut. Im Frühjahr 2020 leitet Hans-Leo Henn zudem das Covid-19-Lagezentrum in Aachen. Drei Monate später verabschiedet er sich nach 45 Malteser Dienstjahren in den Ruhestand. Herr Henn, Sie haben Kriegsflüchtlinge in Thailand, im Irak und im ehemaligen Jugoslawien versorgt, Sie haben nach Erdbeben in Italien und in der Türkei Zeltstädte gebaut und Trinkwasser beschafft, Sie haben im Kongo Hilfe für die Ärmsten geleistet. Sie haben große Not und menschliches Leid erlebt. Was hat Sie motiviert, immer wieder bei Aus- landseinsätzen dabei zu sein? Hans-Leo Henn: Anderen Menschen helfen zu können, auch in Extremlagen. Und die Dankbarkeit der Menschen. Die gibt es auch im Rettungsdienst, aber im Flüchtlingslager ist es ganz anders. Man begleitet die Menschen über Wochen und Monate. Wir haben Geschenke bekommen, wir wurden zu Hochzeiten eingeladen. Über den Malteser Einsatz für kambodschanische Flüchtlin- ge in Thailand schrieben die Aachener Nachrichten am 15.12.1979: „Das ist Dienst am Nächsten hautnah. Das hin- terläßt Spuren“. Welche Spuren hat es bei Ihnen hinterlas- sen? Henn: Nachmeiner Rückkehr hatte ich oft Probleme. Ich fand es zum Beispiel lächerlich, wenn hier über den gestiegenen Benzinpreis gemeckert wurde. Oder ich lief irritiert durch in- takte Straßen, in denen die Häuser nicht in Trümmern lagen. Da halfen keine Worte. Ich habe mit Fotos versucht, meinen Freunden klar zu machen, was dort passiert ist. Insgesamt bin ich nachdenklicher geworden. Und dankbar für alles hier: den Frieden, dass wir keinen Hunger leiden, dass es uns gut geht. Vor Ort haben Sie meist auch mit anderen humanitären Or- ganisationen zusammengearbeitet. Was zeichnet den Aus- landsdienst der Malteser aus? Henn: Dass wir einen christlichen Auftrag haben: Hilfe den Bedürftigen. Und dass wir natürlich in vielen Ländern schneller die Unterstützung der örtlichen Kirche mobilisie- ren können. Den christlichen Auftrag muss man als Haupt- amtlicher aber auch mittragen, sonst ist man fehl am Platz. Was sagen Sie jungen Leuten, die sich heute für den Dienst in der Notfallvorsorge interessieren? Henn: Man findet Kameradschaft, man lernt mit Notfallsitu- ationen umzugehen, die hoffentlich nie eintreten, man lernt unterschiedliche Menschen aus unterschiedlichsten Berufs- zweigen kennen. Vor allem: Du kannst für andere da sein, du kannst sozial tätig sein. Es gibt viele Möglichkeiten beim MHD. Herr Henn, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute im Ruhestand. Hans-Leo Henn 1994 in Ariware, DR Kongo Foto: privat

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