Malteser Magazin 03/2017 Nordrhein-Westfalen
MALTESER REGIONAL • NORDRHEIN-WESTFALEN Malteser magazin • 3/17 IV Sterbende sind Lebende – bis zuletzt Ehrenamtliche Sterbebegleiter und Sterbebegleiterinnen im Interview NIEDERRHEIN. Als Ehrenamtliche im Ambulanten Hospizdienst begleiten sie schwer erkrankte und sterbende Men- schen, sowohl zu Hause in ihren Fami- lien wie auch in Senioreneinrichtungen und Krankenhäusern. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Hospiz- dienstes der Malteser am Niederrhein (Goch-Uedem/Xanten-Sonsbeck) sprach Diözesanpressereferentin Jennifer Clayton mit sieben ehrenamtlichen Ster- bebegleitern über ihre Beweggründe und Erfahrungen und lernte verstehen, warum das Engagement als „Hospiz- dienstler“ ihr Leben bereichert. Was war Anlass für Ihr Engagement im Ambulanten Hospizdienst? Hennie de Kok: Ich bin gebürtige Nie- derländerin und habe früher als Floristin gearbeitet. Zum Hospizdienst bin ich ge- kommen, da ich in meiner Arbeit – zum Beispiel bei der Vorbereitung eines Blu- menbouquets für eine Beerdigung – erlebt habe, wie distanziert oft hier in Deutsch- land mit Tod und Sterben umgegangen wird. Das war in meinem Elternhaus, in der niederländischen Kultur allgemein, schon in meiner Jugend ganz anders. Durch die Hospizbewegung wird auch hier der Sterbende wieder in die Mitte der Gesellschaft geholt und nicht verschämt am Rande stehen gelassen. Christiane Strobl: Dazu, wie ich zum Ambulanten Hospizdienst gekommen bin, kann ich eine tolle Geschichte erzäh- len! Ich bin Märchenerzählerin, und bei einer Märchenwoche in Xanten, die zu- gunsten des Ambulanten Hospizdienstes der Malteser stattfand, lernte ich unsere Koordinatorin Martina Zimmer kennen. Sie war der Meinung, ein ehrenamtliches Engagement beim Hospizdienst wäre genau mein Ding! Ich war anfangs noch nicht davon überzeugt. Martina blieb aber hartnäckig. Irgendwann habe ich dann doch am Befähigungskurs teilgenommen, und muss sagen: Es war das Beste, was mir im Leben passiert ist! Wie muss man sich Ihren Dienst vorstel- len? Maria Vanslembrouck: Wir begleiten schwer erkrankte und sterbende Men- schen. Meistens zu Hause, manchmal aber auch in Senioreneinrichtungen oder im Krankenhaus. Konkret funktioniert das so: Ein Angehöriger meldet sich bei einer unserer Koordinatorinnen über das Bereitschaftstelefon. Sie ruft uns dann an und fragt, wer Zeit hat. Und dann fahren wir zu den Leuten nach Hause. Mittler- weile haben wir aber auch eine eigene WhatsApp-Gruppe (lacht), da werden aber nur Verabredungen getroffen, kei- ne Namen genannt. Datenschutz und Schweigepflicht werden auch bei uns sehr ernst genommen. Marlene Wiggenhorn: Manchmal ist es nur ein Besuch, manchmal begleiten wir die Menschen aber auch über Wochen oder sogar Jahre. Wichtig ist, einfach da zu sein. Hand halten, zuhören oder zum Beispiel auch mal vorlesen. Die Patienten sollen wissen, dass sie nicht alleine sind. Das ist sicher nicht leicht? Heinz Coenen: Anfangs vielleicht nicht, aber das lernt man mit der Zeit – und natürlich auch schon während der Aus- bildung. Wir sind im Befähigungskurs wirklich sehr gut auf unsere Aufgabe vor- bereitet worden! Christiane Strobl: Das stimmt! Wir ha- ben eine unglaublich gute Ausbildung bekommen, in der ich auch ganz viel über mich selbst gelernt habe. Wir haben im Umgang mit Sterbenden, Angehörigen und Trauernden Sicherheit bekommen. Wir haben auch gelernt, von Herzen ‚Nein‘ zu sagen. Gelernt, zuzuhören und andere Weltanschauungen zuzulassen. Gibt es ein ganz besonders einpräg- sames Erlebnis aus 10 Jahren Hospiz- dienst? Heinz Coenen: Über zwei Jahre habe ich einen älteren Herrn begleitet, ich habe ihn alle zwei Wochen besucht. Er war allein- stehend und wir konnten gut miteinander erzählen. Vor allem auch, weil wir uns auf Platt unterhalten konnten. Da waren di- rekt die richtige Sympathie und eine Ver- trauensbasis da, das war großartig! Barbara Schönauer: Ich habe mal eine Patientin mit Demenz begleitet, die schon gar nicht mehr richtig sprechen konnte. Sie hat meistens einfach nur geschrien, ich konnte ihr nicht helfen und wusste nicht, was ich machen sollte. Zu Hause bin ich Drei Frauen, die sich seit 2014 als Ehrenamtliche im Hospizdienst engagieren (v. l.): Barbara Arnold (50), Hennie de Kok (65) und Christiane Strobl (66) Foto: Malteser
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