MalteserRegional Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland 2/15 - page 4

Malteser
regional
Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland
2/15
IV
|
Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland
Als Rettungsassistentin in Medjugorje:
Unendliche Dankbarkeit der Pilger
Bad Kreuznach/Medjugorje.
Anna
Hackemann, Rettungsassistentin der Mal-
teser Bad Kreuznach, hat zwei Wochen in
der Malteser Ambulanz und im Sanitäts-
dienst in Medjugorje mitgearbeitet. Im In-
terview mit Jonas Dhom berichtet die Me-
dizinstudentin von ihren Erfahrungen.
Was macht man als Helfer in Medjugorje?
Die Helfer unterstützen die Ärzte und
Schwestern in der Ambulanz, nehmen Pati-
enten auf, bilden Fußtrupps auf dem gro-
ßen Kirchplatz und führen die Erstversor-
gung und den Transport mit dem Kranken-
wagen durch. Eine besondere Aufgabe ist
die Rettung von Patienten von einem der
Berge, die eine Anlaufstelle für Pilger dar-
stellen. Da diese Berge ausschließlich aus
großen Felsbrocken und Geröll bestehen, ist
eine Anfahrt mit einem Rettungswagen un-
möglich, und es erfordert Kondition, um
mit Notfallrucksack und Sauerstoffflasche
den rund 30 Minuten langen Anstieg zur
Spitze des Berges zu meistern. Patienten,
die nicht mehr gehen können, müssen von
dort oben getragen werden. Hierbei hilft
eine Organisation namens Cenacolo.
Welche Qualifikation muss man als Helfer
mitbringen?
Man muss mindestens Rettungssanitäter
sein. Da die Einsätze durchaus drei Stunden
dauern können, ist neben medizinischem
Fachwissen und rettungsdienstlicher Erfah-
rung gute Kondition notwendig.
Wie ist der übliche Tagesablauf in der Am-
bulanz geregelt?
Der Dienst beginnt um 9 Uhr und endet,
wenn die Ambulanz um 21 Uhr schließt. In
der Regel wird der Tag in zwei Schichten
eingeteilt, was aber nur möglich ist, wenn
eine ausreichende Menge an Helfern zur
Verfügung steht. Zu meiner Zeit waren wir
mit nur drei Helfern neben der Einsatzlei-
tung und dem Ärzte- und Pflegeteam leider
unterbesetzt.
Welche Arten von Verletzungen mussten
versorgt werden?
Das Einsatzspektrum war sehr vielseitig.
Von einer ganzen Reisegruppe Italiener, die
ihren Blutdruck messen lassen wollten, über
eine großflächige Wunde, welche mit knapp
zehn Stichen in der Ambulanz versorgt
wurde, bis hin zur Oberschenkelhalsfraktur
war alles dabei.
Welche besonderen Momente hast Du er-
lebt?
Besonders eindrucksvoll war mein erster
Einsatz auf dem Kreuzberg. Eine Pilgerin
aus Österreich ist auf den spitzen und rut-
schigen Steinen gestürzt und konnte nicht
mehr selbst heruntersteigen. Wir führten
eine Erstversorgung der Wunden durch und
schienten ihr gebrochenes Sprunggelenk.
Erstaunlich fand ich die enorme Hilfsbereit-
schaft der anderen Pilger. Unsere Einsatz-
rucksäcke waren schneller auf deren Rücken
verteilt, als man Danke sagen konnte. Und
auch die Dankbarkeit der Patientin habe ich
besonders in Erinnerung behalten. Sie be-
tete den gesamten Weg für uns und dankte
uns sehr oft. In Deutschland wird unser Ein-
satz sehr oft als selbstverständlich hinge-
nommen, der Rettungsdienst als „Dienst-
leister“ und Patienten als „Kunden‘“ ver-
standen. Zum Abschluss wollte die Patientin
unsere Telefonnummern und hat uns ver-
sprochen sich zu melden, wenn sie wieder
in der Heimat ist. Sie sagte, sie würde uns
niemals vergessen. Und dabei haben wir ei-
gentlich gar nicht so viel getan.
Seit 1998 betreiben die Malteser in
Medjugorje in Bosnien und Herzego-
wina eine Ambulanz mit dem Namen
Donum Dei
“, die sich über Spenden
finanziert.
Medjugorje
ist ein von
vielen Christen besuchter Pilgerort,
an dem 1981 die Mutter Gottes einer
Gruppe Jugendlicher erschienen sein
soll. Malteser aus zahlreichen Ländern
unterstützen jedes Jahr aufs Neue die
einheimischen Ärzte und Pfleger in der
Ambulanz und kümmern sich um die
Versorgung von Pilgern rund um die
Stadt.
i
Anna Hackemann (3.v. l.) mit den internationalen Helfern der Malteser und den örtlichen Helfern der Ambulanz „Donum
Dei“
Foto: privat
1,2,3 5,6,7,8,9,10,11,12,13,14,...16
Powered by FlippingBook