VIII.II Malteser Magazin 4/22 wir Malteser in Baden-Württemberg Mit dem HerzenzwunschKrankenwagen letzte Wünsche erfüllen Die beiden ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer Christina Klingelhöfer, Einsatzsanitäterin von der Gliederung Bruchsal, und Joerg Reichenbächer, Rettungssanitäter in der Gliederung Heidelberg, als auch der Koordinator für Herzenswunsch-Fahrten der Malteser Gliederung Aalen, Dr. Peter Schmidt, berichten im Folgenden von ihren Erfahrungen im Einsatz für ihre Fahrgäste. Sie haben schon vielen schwerkranken Menschen einen Herzenswunsch erfüllt. Gibt es einen Einsatz, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist? Dr. Peter Schmidt: Erst dieses Jahr hatten wir einen Gast, der an einem malignen Tumor des Verdauungsorgans litt. Er lebte schon in einem Hospiz, da er sich in einer höchstpalliativen Situation befand. Sein Bruder trat an uns heran, da er sich wünschte, noch einmal mit seiner Familie in die Alpen zu fahren. Bis zu diesem Punkt eine Routineanfrage. Dann kam das erste Telefonat zum Kennenlernen. Hier erschauderte es mich. Unser Gast war in meinemAlter und auch junger Vater von zwei Kindern. Er hatte viele Bedenken, ob es wirklich richtig sei, nochmals in die Berge zu fahren. In langen Telefonaten konnte ich ihn bestärken, dass die Fahrt noch einmal ein paar schöne Momente im Kreise der Familie ermöglicht. Letztlich konnten wir den Wunsch erfüllen. Nur wenige Wochen nach unserer Rückkehr erreichte mich der emotionale Anruf seines Bruders mit der Information, dass unser Gast verstorben sei. Diese Konstellation war herzzerreißend. Joerg Reichenbächer: Eigentlich sind es viele Erlebnisse, jedes ist einprägsam und anders. Noch einmal zur Hochzeit der Enkelin aus dem Hospiz nach Hause gefahren zu werden, mit der Familie ein letztes großes Fest feiern, so etwas ist natürlich für uns, für mich, sehr emotional. Da kann man schon einmal selbst feuchte Augen bekommen. Christina Klingelhöfer: Eine besondere Fahrt war die einer jungen Frau, die noch einmal nach Hause zu ihren Eltern und ihrer Familie wollte. Da die Eltern schon hochbetagt waren und gerade der Vater nicht mehr mobil war, hatten sie keine Möglichkeit, die Tochter im Pflegeheim in Karlsruhe zu besuchen. Und so kam an uns die Anfrage, ob wir die Frau nach Hause in den Hohenlohekreis fahren könnten. Beim Pflegeheim wurden wir schon von einer strahlenden Patientin erwartet. Die Atmosphäre auf der Fahrt war voller Vorfreude. Als wir im Hohenlohekreis angekommen sind und die Autobahn verlassen haben, hat uns die Patientin durch die Ortschaften und Sträßchen navigiert: Ihre Heimat – sie war so glücklich. Beim Elternhaus angekommen wurden wir schon erwartet: Die ganze Familie stand vor dem Haus parat. Es wurde extra eine Rampe gebaut, damit die Patientin mit ihrem Elektrorollstuhl über die Treppen im Hausflur bis ins Wohnzimmer fahren konnte. Die Mutter hatte ein Buffet aufgebaut und ist ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass auch wir Malteser den Tag hier bei der Familie verbringen. Das war unglaublich, damit hatten wir gar nicht gerechnet. Interview: Andrea Kohl (Oktober 2022). Das gesamte Interview kann unter https://www.malteser-bw.de gelesen werden. Vor dem Elternhaus der Patientin im Hohenlohekreis mit Einsatzsanitäterin Christina Klingelhöfer (r.) Jörg Reichenbacher, Rettungssanitäter der Gliederung Heidelberg (l.), auf einer Herzenswunschfahrt nach Tirol Herzenswunschfahrt in die Alpen nach Bad Trissl, organisiert von Dr. Peter Schmidt Foto: Christina Klingelhöfer Foto: Malteser Foto: Malteser
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