Malteser Magazin 04/2019 Baden-Württemberg

Stuttgart „Ich danke Deutschland!“ Voller Elan greift Aref Molaei zum Elektrobohrer, um einen Stuhl zu montieren. Der 23-jährige Iraner, der gerade mal elf Monate in Deutschland ist, macht ein Praktikum beim Bietigheimer Möbeleinzelhänd- ler Hofmeister in der Montage und Auslieferung. „Er stand plötzlich bei uns an der Infotheke und fragte nach einer Arbeitsstelle“, so Ausbildungsleite- rin Petra Schlarp. „Eine Initiativbewerbung sozusa- gen“, ergänzt sie schmunzelnd. „Wir haben ihm ein bezahltes Praktikum angeboten, damit er die Arbeit kennenlernen und feststellen kann, ob es sprachliche Probleme geben könnte“, so Petra Schlarp. „Es kam ihm zugute, dass sich für Handwerksberufe nur we- nige Bewerber finden und Stellen teilweise noch nicht besetzt sind.“ Der junge Asylsuchende ist zufrieden: „Da ich nur deutsche Kollegen habe, lerne ich die deutsche Spra- che schneller als in der Gemeinschaftsunterkunft“, erzählt er. „Dort habe ich einen sechsmonatigen Kurs der Malteser besucht und viel über die deut- sche Sprache und Kultur gelernt.“ Rund 300 Unter- richtseinheiten umfasst ein solcher Erstorientie- rungskurs mit Expertenvorträgen und Exkursionen. Aref zieht ein positives Fazit: Der Kurs habe ihm viel Wissen vermittelt und seinem Tag einen Rhythmus gegeben. Zudem habe ihn die positive Gruppendy- namik motiviert: „Du fühlst dich dort willkommen. Dieses Gefühl und die Sprache haben mir geholfen, mich hier einzuleben“, so Aref. Auch mit dem Praktikum ist der ehemalige Archi- tekturstudent glücklich: „Irgendwie bin ich wieder bei Häusern gelandet, nur baue ich jetzt erst einmal die Möbel dafür. Nächstes Jahr möchte ich eine Aus- bildung als Fachkraft für Möbelmontage beginnen. Und wer weiß, wenn ich die deutsche Sprache noch besser lernen kann, dann möchte ich studieren.“ X Malteser Magazin 4/19 Stuttgart Betriebliche Sozialarbeit für Auszubildende Seit September können die 146 Auszubildenden der Hofmeister Einrichtungshäuser bei beruflichen oder privaten Krisen eine professionelle Beratung und Begleitung durch die Malteser in Anspruch nehmen. Die Betriebliche Sozialarbeit unterstützt die jungen Mitarbeitenden, ihre individuellen Herausforderun- gen zu meistern, damit sie sich wieder voll und ganz auf ihre Ausbildung konzentrieren können. „Mit dem Sprung von der Schule ins Berufsleben stehen einige Veränderungen an, sei es finanziell, organisa- torisch oder persönlich“, erläutert Julia Hirscher, die das Angebot der Betrieblichen Sozialarbeit bei den Maltesern in Stuttgart koordiniert. „Dabei warten auf dem Weg der Berufsausbildung viele potenzielle Stolpersteine auf die jungen Menschen.“ Ziel ist es, durch eine frühzeitige Hilfestellung die Leistungsfähigkeit von Arbeitnehmerinnen und Ar- beitnehmern zu erhalten. Das Angebot ist freiwillig und absolut vertraulich. „So können auch Themen besprochen werden, die man im Betrieb nicht auf den Tisch bringen will“, betont Hirscher. Der 23-jährige Iraner Aref Molaei bei der Möbelmontage Foto: Susanne Righi Eberhard/Malteser Stuttgart Die Betriebliche Sozialarbeit ist ein neuer Dienst, den die Malteser seit April 2019 für Unternehmen im Großraum Stuttgart anbieten. Foto: Malteser Stuttgart

RkJQdWJsaXNoZXIy NDEzNzE=