Malteser Magazin 01/2023

Bereits seit 2021 setzt das Malteser Waldkrankenhaus St. Marien in Erlangen robotische Assistenzsysteme bei orthopädischen Operationen ein. Seinem Zentrum für robotische Chirurgie kommt hier eine Vorreiterrolle als Europäisches Referenzzentrum zu. „Vor allem bei komplexen Fällen, etwa bei Patienten mit starkem Übergewicht oder mit veränderter Anatomie durch Knochenbrüche oder Verletzungen, ist die robotische Unterstützung sehr hilfreich“, erläutert Prof. Dr. Thomas Tischer die Vorteile beim Ersatz eines zerstörten oder geschädigten Kniegelenks durch ein künstliches Gelenk. Der 48-jährige, geborene Münchner ist nach Studium und Habilitation an der dortigen Technischen Universität und einer leitenden Funktion an der Universität Rostock seit 2021 als Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Endoprothesenzentrums der Maximalversorgung am Waldkrankenhaus. Bereits 100 OPs mit ROSA In Rekordzeit konnte der mehrfach ausgezeichnete Top-Mediziner und ehemalige Leistungssportler dort ROSA als robotisches Assistenzsystem etablieren, dessen einprägsamen Namen der Schweizer Hersteller Zimmer Biomet als Abkürzung aus dem englischen „Robotic Surgical Assistant“ (chirurgischer Assistenz-Roboter) gebildet hat. Bereits im Januar 2022 wurde die erste Knieoperation mit ROSA am Waldkrankenhaus durchgeführt und im Januar dieses Jahres mit der 100. Operation ein kleines Jubiläum gefeiert. Mit seinem multifunktionalen Arm kann ROSA, der nach einem exakten Röntgen und der operativen Vorplanung mit den jeweiligen Patientendaten gefüttert und präzise auf das zu operierende Knie ausgerichtet wurde, die individuelle Spannung der Bänder des Knies erfassen, den sogenannten Schnittblock passgenau auf die Gelenkoberfläche bringen und so die Größe und Position der einzusetzenden Teile vorgeben, wobei der Operateur nach wie vor die Position und das Ausmaß seiner Schnitte variieren kann. Maßgeschneidertes Kniegelenk „Früher haben wir jedem Patienten die Knieprothese gleich eingebaut und haben die Knochenschnitte immer gleich gesetzt“, erinnert sich Tischer. „Mit der Robotik hat man nun ein Tool in der Hand, mit dem wir viel individueller auf die Anatomie des Patienten eingehen können.“ So wurden früher, wenn erforderlich, nach der Operation die Bänder des Knies an die eingebaute Prothese angepasst, während heute die Prothese ans individuelle Knie und seine Bänder angepasst wird. Über das maßgeschneiderte neue Kniegelenk hinaus begünstigt die Unterstützung durch ROSA kleinere Schnitte, eine schnellere Genesung und einen kürzeren stationären Aufenthalt. Was sagen nun die Patienten, wenn sie im Vorgespräch vom Roboter-Einsatz bei ihrer Operation erfahren – gibt es Vorbehalte, Befürchtungen? Weil von vornherein klar ist, dass nicht die Maschine, sondern der Arzt operiert, entstehen bei den Patienten erst gar keine Ängste. Im Gegenteil: „Die meisten Patienten sind neuen Technologien gegenüber aufgeschlossen“, berichtet Thomas Tischer. „Ich habe noch nie jemanden erlebt, der gesagt hat, oh, das will ich jetzt aber nicht.“ Und wie ging es dem 100. Patienten mit ROSA-unterstützter Operation? „Sehr gut! Die Operation sowie die nachfolgende postoperative Phase verliefen ohne Komplikationen, und der Patient hat sehr zufrieden unser Haus verlassen.“ Malteser Waldkrankenhaus St. Marien • 290 Betten • 8 Hauptfachabteilungen und 2 Belegabteilungen • 35.000 Patienten jährlich • 1.000 Mitarbeitende • 1959 gegründet von den Franziskusschwestern, 2017 auf deren Wunsch von den Maltesern übernommen Der chirurgische Assistenz-Roboter ROSA hilft, Knieprothesen in der patientenbezogen richtigen Lage einzubauen. 23 Malteser Magazin 1/23 WISSEN

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