Was macht ein Bundesbeauftragter für die Malteser Fluthilfe? Wolfgang Heidinger: Die wesentliche Aufgabe ist die Koordination der Hilfsangebote. Das Konzept der Malteser Fluthilfe basiert auf drei Säulen: Zum Ersten die finanzielle und materielle Einzelfallhilfe – nach dem Auslaufen der Soforthilfe unterstützen wir Betroffene in den Flutgebieten, die bei den Versicherungen oder der jeweiligen Landesbank Anträge gestellt haben, um Finanzierungslücken bei Hausrat oder Gebäudeschäden auszugleichen. Zweitens laufen im Rahmen der Psychosozialen Unterstützung Hilfsprojekte in der Beratung GeDrei Säulen der Fluthilfe schädigter oder Betroffener sowie Kinder- und Jugendprojekte. Da etablierte Strukturen teilweise weggefallen sind, besteht ein großer Unterstützungsbedarf bei Kommunen und Trägern. Die dritte Säule sind Gemeinwesenprojekte. Sie helfen, die zivilgesellschaftlichen Strukturen – Gemeindearbeit, Vereinswesen – zu stärken. Am 14. Juli war Jahrestag der Katastrophe. Wie ist der aktuelle Stand der Wiederaufbauhilfe? Heidinger: Mit dem Jahrestag enden die Akutmaßnahmen, in deren Rahmen wir mehr als 10.000 Haushalten finanzielle Soforthilfen zukommen lassen konnten. Wir haben insgesamt zehn Fluthilfebüros im gesamten Flutgebiet aufgebaut, in denen die Projekte und Hilfsmaßnahmen vor Ort organisiert werden. Das sind mittlerweile gut nachgefragte Anlaufstellen für die individuelle Beratung. Bislang haben die Malteser 516 Anträge auf Einzelfallhilfe erhalten und dafür aus Spendenmitteln 1,97 Millionen Euro an Betroffene ausbezahlt sowie Gemeinwesenarbeit mit mehr als 5,3 Millionen Euro bezuschusst.* Was sind die wichtigsten Aufgaben in den kommenden Monaten? Heidinger: Noch immer kennen viele Betroffene die Angebote der Landesbanken und der Hilfsorganisationen nicht oder scheuen sich, diese anzunehmen. Hier kommt es die nächsten Monate darauf an, im Zuge der „aufsuchenden Hilfe“ näher an die Menschen heranzukommen, sie zu Hause zu besuchen, Bedarfe zu ermitteln und Hilfe zu vermitteln. Das Angebot nehmen die Menschen sehr gerne an, die Malteser nehmen sich viel Zeit für die Gespräche. * Stand Ende August 2022 INTERVIEW Wolfgang Heidinger, Nachfolger von Ingo Radtke als Bundesbeauftragter für die Malteser Fluthilfe, im Gespräch TEXT: Georg Wiest FOTO: Frank Lütke Wolfgang Heidinger 51 Jahre, verheiratet, drei schulpflichtige Kinder. Familiär in der Eifel und an der Ahr verwurzelt. Ursprünglich Berufsoffizier. Studium der Staats- und Sozialwissenschaften an der Universität der Bundeswehr München. Mehrmonatige Einsatzerfahrung unter anderem in Bosnien-Herzegowina in der zivil-militärischen Zusammenarbeit. Seit 2002 hauptamtlich Malteser – zunächst Bezirksgeschäftsführer Ruhrgebiet, ab 2008 Diözesangeschäftsführer Aachen. Seit 1. Juni Bundesbeauftragter für die Malteser Fluthilfe. Zur Malteser Fluthilfe gibt es ein 13-minütiges Video auf YouTube: bit.ly/FluthilfeVideo 14 Malteser Magazin 3/22 MENSCHEN
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