Malteser Magazin 04/2021

W enn Malteser einander vorstellen, gehört es fast schon zwangsläu- fig dazu, neben dem Namen und der Funktion auch die Jah- re der Zugehörigkeit zu erwähnen. Und je größer die Anzahl der Jahre ist, mit umso mehr Stolz wird sie vorgetragen. Dies dürfte sich in Zukunft ändern. Zwar ist das ehrenamtliche Engage- ment in Deutschland ungebrochen, je- doch verändern sich die Motive und die Ansprüche von Ehrenamtlichen. Viele wollen nur zeitlich befristet oder pro- jektweise helfen, wollen sich nicht an eine Organisation binden und sich von dieser schon gar nicht vereinnahmen lassen. Zudem ist seit einigen Jahren vermehrt zu beobachten, dass immer mehr Menschen ganz spontan kom- men, um zu helfen, wie etwa 2015 bei der Ankunft von Geflüchteten oder jüngst bei der Hochwasserkatastrophe an der Ahr und in anderen Teilen Deutschlands. Zu diesen Veränderungen im Ehren- amt gibt es inzwischen unzählige Stu- dien und Untersuchungen. Auch wir Malteser machen immer mehr derarti- ge Erfahrungen, wobei es uns gar nicht so leichtfällt, darauf angemessen zu re- agieren. Denn in den meisten unserer Dienste kann man nicht „mal eben so“ vorbeikommen und helfen – im Sani- tätsdienst genauso wenig wie in der Hospizarbeit, um nur zwei Beispiele zu nennen. Hier braucht es Qualifikation und Übung, Führung und Struktur. Und das macht denn auch die Einbin- dung von Spontanhelferinnen und -helfern so herausfordernd. Umso wichtiger erscheint es mir, dass wir Malteser bei uns Mittel und Wege finden, den strukturierten Einsatz von Spontanhelfenden zu ermöglichen, ge- nauso wie etwa ein zeitlich befristetes, projektbezogenes ehrenamtliches Enga- gement. Das gilt für alle Malteserdienste gleichermaßen. Sicherlich müssen dafür grundlegende konzeptionelle Fragen in der Ausrichtung und Gestaltung unse- rer einzelnen Dienste, aber auch eine Reihe sehr konkreter praktischer Fragen geklärt werden. Um beim Beispiel der Spontanhilfe zu bleiben: Hier gibt es be- reits konkrete Überlegungen – immer mit dem Ziel, die spontane Hilfsbereit- schaft zu nutzen und gezielt zu steuern. Da Spontanhelfende zumeist unvermit- telt und zum Teil in großer Zahl auftre- ten, bedarf ihre strukturierte Einbin- dung intensiver Vorbereitungen und letztlich nicht unerheblicher Ressour- cen. Eine besondere Rolle spielen dabei die sozialen Medien; darüber lassen sich Spontanhelfende bereits im Vorfeld ge- zielt ansprechen und kanalisieren – und im besten Fall vielleicht sogar zu einer Art Vorregistrierung bewegen. Denken wir hier etwa an Soforthelfer-Apps. Entscheidend ist aber unsere Grund- einstellung; so müssen wir akzeptieren lernen, dass immer mehr Menschen, die zu uns kommen, womöglich nur ein sehr begrenztes Zeitkontingent mit- bringen und sich in ganz anderer Art und Weise engagieren wollen, als wir das vielleicht gewohnt waren. Spontan- helfer zeichnen sich nun mal dadurch aus, dass sie spontan helfen wollen. Doch auch diese Hilfe ist hilfreich, denn auch diese Hilfe ist wichtig für den Zusammenhalt in unserer Gesell- schaft. Und als Hilfsorganisation ge- hört es zu unseren Aufgaben, auch die- se Form der Hilfe zu ermöglichen. Nehmen wir diese Helfenden also mit offenen Armen bei uns auf. Selbstverständlich dürfen und soll- ten wir uns bemühen, Menschen, die spontan, kurzfristig oder projektweise helfen wollen, dauerhaft für uns zu gewinnen. Darauf zielt auch unsere so erfolgreiche Social-Media-Kampa- gne #fassdireinherz. Überdies können Konzepte, wie etwa der von uns vor­ geschlagene „Gesellschaftsdienst im Bevölkerungsschutz“, konkrete Brü- cken schlagen. Spontane Hilfe Standpunkt Lesen Sie auf Seite II weiter. Dr. Elmar Pankau ist Vorsitzender des Geschäftsführenden Vorstands des Malteser Hilfsdienstes. Malteser Magazin 4/21 I WIR MALTESER IN DEUTSCHLAND Foto: Wolf Lux

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