Malteser Magazin 01/2021
empfangen: „Sind Sie heute gesund, fühlen Sie sich gut? Nehmen Sie blutverdünnende Medika- mente?“ Middeke ist privat Malteser Mitglied und assistiert dem Impfarzt Christian Kalb, „aber ich impfe auch selbst“. Klar: Die 67-Jährige kennt sich als Krankenschwester im Ruhestand aus. Ihr ge- fällt die gute Atmosphäre. „Es ist spannend, ich lerne viel Neues kennen.“ Einen eigenen Impfter- min hatte Middeke bislang nicht. „Ich hatte vor- her eine gesunde Skepsis, jetzt nicht mehr. Ich werde mich auf jeden Fall impfen lassen: Das ist das Einzige, was wir gegen Corona tun können.“ Wie der Schutz durch die Impfung funktio- niert, erklärt Christian Kalb – auch, um Ängste bei den Impflingen abzubauen. „Sie bekommen hier einen Bauplan gespritzt“, sagt er zu Haim. „Damit bildet Ihr Körper Antikörper – und das Virus kann sich nicht mehr vermehren.“ Kalb ver- breitet mit seiner ruhigen Art Vertrauen. Haim sitzt auf der Liege, hört entspannt zu, ein Lächeln zeichnet sich unter ihrer Maske ab. Kalb nimmt eine der Spritzen, die Hauschild vorbereitet hat. Als es dann den kleinen Pieks gibt, verzieht Haim doch ein wenig das Gesicht – aber dann ist es auch schon vorbei. Einer, der sich einbringt auf der Welt Eigentlich müsste Kalb mit 72 Jahren gar nicht mehr arbeiten. Aber wenn er von seiner Vergan- genheit erzählt, wird klar: Das ist einer, der sich einbringt auf der Welt – mit allem, was er kann. Darum hat sich der Mediziner mit einem Kurz- zeitvertrag im Impfzentrum anstellen lassen. Haim dagegen hat es nun geschafft: Sie bleibt noch eine Viertelstunde im Ruheraum, wo Isabella Portenlänger aufpasst, falls es Unverträglichkeiten geben sollte. Gibt es aber nicht – und Haim verab- schiedet sich: Sie freut sich nun auf die zweite Impfung. Gegen 15 Uhr kehren die beiden mobi- len Impfteams zurück. Johannes Wiessner, 19, und Johannes Michalke, 19, die bei den Maltesern ihren Bundesfreiwilligendienst absolvieren, wa- ren mit dem 27-jährigen Impfarzt Benno Bremer auf Tour. Das Team versorgte im Seniorenzent- rum Aschheim 25 Personen und im Medizini- schen VersorgungszentrumOttobrunn 23 Personen mit einer Impfung. „Alles gut gelaufen, der Impf- stoff wurde gut vertragen “, sagt Wiessner. Mich- alke ergänzt: „Alle haben sich gefreut, die waren super informiert.“ In Corona-Zeiten bei Wind und Wetter die Altenheime abzufahren – „das ist an- strengend“, sagt Michalke. „Aber jeder Tag wird erleichtert durch die gute Teamarbeit. Und durch die sinnvolle Aufgabe, die wir hier leisten.“ Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an den Impf- start im ehemaligen Bayer Erholungshaus denken? Für mich bedeutet der Impfstart einen Tag der Zuversicht und Hoffnung. Ich bin natürlich auch stolz, dass wir Malteser so stark vertreten sind und vielen Menschen helfen können. Außerdem denke ich auch an all die Vor- bereitungen. Das Impfzentrum aufzubauen, war mit viel Arbeit und Planung verbunden, doch mit unserem Team und den Behörden hat es reibungslos funktioniert. Was möchten Sie den Menschen mitgeben, die bezüglich der Impfung Zweifel haben? Es geht in erster Linie um unsere soziale Verantwortung und um Menschenleben. Die Impfungen sind unser Weg aus der Pandemie, momentan der einzige. Ich möchte je- den ermutigen, sich impfen zu lassen, denn nur, wenn wir wirklich flächendeckend impfen, können wir die Pandemie besiegen. Wenn der ganze Impftrubel vorbei ist, hätten Sie Lust auf einen Urlaub im Erholungshaus? Das Wort Erholungshaus ist hier irreführend: Es handelt sich nicht um einen Urlaubsort, sondern um eine Kultur- stätte. Ich finde das ein schönes Symbol: Hier im Lever- kusener Impfzentrum trägt die Kultur im übertragenen Sinne dazu bei, dass Menschen gerettet werden. Ich träu- me von einer großen Party als dickes Dankeschön an alle, die so viel für das Allgemeinwohl gearbeitet haben. DREI FRAGEN AN … TIM FEISTER Der Impfstart hat Hoffnung gemacht Tim Feister ist als Fachberater für den Rettungsdienst und Katastrophenschutz für den Malteser Hilfsdienst bei der Stadt Leverkusen im Einsatz. Zusammen mit seinem Team baute er das Leverkusener Impfzentrum auf. Von der Örtlichkeit über die Ausstattung bis zur IT-Technik – eine Menge Arbeit, die sich gelohnt hat. Seit dem 8. Februar wird hier geimpft. Foto: privat 9 Malteser Magazin 1/21 CORONA
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