Malteser Magazin 03/2020
D as Jahr 2020 läuft ganz anders als die vergangenen Jahre, und die Corona-Pandemie bestimmt nach wie vor das Geschehen. Auch wenn wir „gefühlt“ die Pandemie im Griff haben, merken wir doch, wie immer wieder von neuem Infektionsherde auffla- ckern und wir in zusätzlichen Testzentren ge- fragt sind. Wir Malteser beweisen auch hier, wie gut organisiert und wie leistungsstark wir in kürzester Frist sein können. Herzlichen Dank hierfür und auch dafür, dass Sie persön- lich weiterhin die gebotenen Vorsichtsmaßna- men einhalten! Trotzdem finden wir die Auswirkungen der Corona-Krise in jedem Bereich wieder – auch in unseremwirtschaftlichen Ergebnis, wo wesent- liche Einnahmen aus Sanitätsdienst, Ausbil- dung und vielem mehr weggebrochen sind. Zudem erforderten unsere bestehenden Dienste einen höheren Aufwand, weshalb wir mit jegli- chen Investitionen und Ausgaben in unserem Verband äußerst kritisch und zurückhaltend sein müssen. Es freut mich sehr, dass unsere Geschäftsfüh- rung sehr zeitnah mit dem Projekt „lessons learned“ die Aufarbeitung der Auswirkungen der Corona-Krise überprüft. In vielen Einzel- gesprächen wird fast jeder Bereich unseres Verbandes (BAO, Beschaffung, Logistik, Kom- munikation, sowie unsere Dienste und Pro- dukte und vieles mehr) hinterfragt, um im Fal- le einer neuerlichen Pandemie es (noch) besser machen zu können. Das vorliegende Malteser Magazin beschäftigt sich mit vielen Auswirkungen der Corona-Zeit auf die Arbeit in unseren Diensten. Schließlich wollen wir ja gemäß unserem Motto „...weil Nähe zählt.“ trotz physischer Distanz bei un- seren lieben Bedürftigen sein. Aber wir lesen auch über viele sogenannte Hidden Cham pions, die in den vergangenen Monaten aus sich herausgewachsen sind und ganz fantasti- sche Dienste entwickelt und angeboten haben. In letzter Zeit wurden wir, etwa auch im Zuge von Black Lives Matter, immer wieder gefragt, ob wir uns nicht zu diesem und ähnlichen Themen öffentlich äußern sollten. Das ist nach- vollziehbar, geht aber nach meiner Meinung über das Selbstverständnis der Malteser hin- aus. Der Malteserorden, dessen Werk der Mal- teser Hilfsdienst ist, ist „politisch neutral und unparteiisch“. Daher ist Ausdruck unserer Haltung unsere tätige Nächstenliebe, die Zeugnis unseres Glaubens ist. Zur Debatte um Gesellschaftsform und Menschenbild haben wir im neuen Leitfaden, den eine Arbeitsgrup- pe unseres Verbandes in dreijähriger Arbeit erstellt und den das Präsidium im vergange- nen Jahr mit großer Mehrheit verabschiedet hat, eindeutig Stellung bezogen: „Im Malteser Hilfsdienst arbeiten und begegnen sich Men- schen in unterschiedlichen Lebenssituationen, verschiedene Generationen, Nationen und Re- ligionen. Dieses Miteinander lebt von Kontakt und Vertrauen, positiv gestalteten Beziehun- gen und Nähe untereinander. Um diese Werte zu schützen, positioniert sich der Malteser Hilfsdienst gegen jede Form der Gewalt, Dis- kriminierung und gegen Machtmissbrauch, unabhängig davon, ob sie körperlicher, seeli- scher oder sexualisierter Art ist. Der Malteser Hilfsdienst setzt sich für eine Kultur frei von jeder Form körperlicher, seelischer und sexua- lisierter Gewalt ein.“ Daher sollten wir nur über politische und ge- sellschaftliche Entwicklungen sprechen, wenn sie unsere Arbeit direkt betreffen. Außerdem müssen wir wachsam sein, dass unsere Orga- nisation nicht von wem auch immer politisch instrumentalisiert wird. Unsere Arbeit direkt betrifft zum Beispiel unser klares innerver- bandliches Statement zum geschäftsmäßig as- sistierten Suizid, denn wir müssen dafür sor- gen, dass unser Verband in seiner Arbeit für alte, kranke und sterbende Menschen – insbe- sondere in unseren Altenhilfeeinrichtungen – nicht die Grundfeste unserer Werte verlässt! Herzlichst Ihr Georg Khevenhüller Georg Khevenhüller Präsident des Malteser Hilfsdienstes Foto: Bistumszeitung Kirche+Leben, Christof Haverkamp Haltung und Nähe 3 EDITORIAL Malteser Magazin 3/20
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